Het Boek. Serie 2. Jaargang 26
(1940-1942)– [tijdschrift] Boek, Het– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Blaeuiana
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Die PascaarteDie ‘Pascaarte van de Middelandtsche Zee’ ist uns als Übersichtskarte aus dem dritten Teile von ‘Het Licht der Zeevaert’ bekannt (Kartenblatt I und II in: 'T DERDE DEEL || VAN 'T || Licht der Zee-vaert, || INHOVDENDE || De Beschryvinghe der Zeecusten van || de Middelandtsche Zee. || By een vergaedert ende in 't Licht ghebracht door || WILLEM IANSSEN. || - TOT AMSTERDAM, || By Willem Janß. op 't Water inde vergulde Sonnewyser. Anno 1621. <Vorwort unterzeichnet: Datum in Amstelredam / den eersten September M.DC. en achthien> [Universi- | |
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täts-Bibliothek Amsterdam. Signatur: C 1803]). Im Gegensatz zu dieser im Atlasband publizierten, auf Papier gedruckten Karte des Mittelmeeres ist das separat veröffentlichte Exemplar dieser Karte, das von mir in der Bibliothek der Hansestadt Hamburg entdeckt wurde, auf Pergament gedruckt und koloriert. Ausserdem ist das hamburgische Exemplar - und das ist von besonderer Bedeutung - zum Gebrauch für Seeleute auf drei Holztafeln aufgezogen, die durch Eisenscharniere untereinander verbunden sind (s. Abb. I). Nach der Meinung Dr. WiedersGa naar voetnoot1), des hervorragenden Kenners niederländischer Karten, ist diese Karte die erste bisher bekanntgewordene holländische Seekarte des 17. Jahrhunderts, die auf Holz aufgezogen ist. Aus diesem Jahrhundert kannte man bisher nur einzelne englische und von 1300 an italienische Seekarten in dieser Ausführung. Bibliographisch betrachtet, stellt die neuaufgefundene Karte einen Parallelfall dar zu der unter No 59 in Dr. Wieders ‘Descriptive Catalogue of maps published separately by Blaeu (Monumenta Cartographica, Vol. 3 [Text], 1929)’ aufgeführten ‘Pascaert vande Oost-zee’ (1622), die gleichfalls einzeln publiziert und später von Blaeu in den Seeatlas (‘Zeespiegel’, 1623) aufgenommen wurde.
Die Beschreibung der neuaufgefundenen Karte: [Kartenblatt] I. [Titel in einer reich ausgeschmückten Kartusche in der linken oberen Ecke:] Pascaarte van 't || westelijcste deel van || de Middelandtsche || Zee. || Van nieux beschreven ||door ||Willem Ianßen. Gedruckt auf Pergament, koloriert, auf Holz aufgezogen. Jedes Blatt 54 zu 24 cm. Bibliothek der Hansestadt Hamburg. Signatur: HA VII 199. | |
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Abb. I. Blaeu, Pascaarte van de Middellandsche Zee.
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Abb. II. Blaeu, Instrumenta Mathematica (Astrolabium catholicum).
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Abb. III. Blaeu, Instrumenta Mathematica (Particulares Astrolabium und nördlicher Sternhimmel).
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Die ‘Instrumenta Mathematica’Im Jahre 1631 vereinigte der Amsterdamer ‘Boeckvercooper’ und Konkurrent Blaeus, Joan Janßonius, die bei Uldericus Balck in Franeker gedruckten astronomischen Schriften des Adriaan Metius Alcmar. in einem Bande und fügte diesem ein Gesamt-Titelblatt bei, das ihn als den Verleger kennzeichnet (‘Primum Mobile’. - Amstelodami, Apud Ioannem Ianßonium. Anno 1631). Dieser ersten Gesamtausgabe der astronomischen Werke des Metius folgte zwei Jahre später eine von Blaeu gedruckte ‘Editio nova, ab innumeris mendis vendicata, et Instrumentis mathematicis aucta à Guilielmo Blaeu’ (‘Primum Mobile’. Ed. nova. - Amsterdami, Apud Guilielmum Blaeu. 1633). Die Vermehrung dieser neuen, im Vortitel als ‘Opera omnia astronomica’ bezeichneten Ausgabe des ‘Primum Mobile’ um die in Form von Abbildungen beigegebenen mathematischen Instrumente begründet Blaeu im Vorwort zum zweiten, das Astrolabium behandelnden Teile: | |
‘Lectori Gvilielmus Blaev.Habes hic egregium utriusque Astrolabii tractatum, ab excellentissimo Mathematico Adriano Metio brevi & dilucida methodo descriptum, cujus usum vel leviter in mathematicis versatus assequetur, si singula ad instrumenta, sine quibus etiam frustranea est hujus libri lectio, examinet; Quae cum in prima editione desiderari viderem, operae pretium putavi utrumque tam Catholicum quam Particulare, simulque caelum stellatum cum suis asterismis in plano delineare, & tibi cum hac nova & correcta editione exhibere. Sed Instrumenta Mathematica quo majora eo perfectiora, quam obrem etiam alia majora confeci quorum diameter quadruplo major est quam haec adjuncta linea AB.’
Diese, auf fünf gefalteten Kupferstichen wiedergegebenen ‘Instrumenta Mathematica’, die das ‘Astrolabium catholicum’, das ‘particulare Astrolabium’ und den nördlichen Sternhimmel veranschaulichen, sind von Blaeu nicht eigens für den Metius-Band verfertigt worden; vielmehr ersehen wir aus der Datierung der Kupferstiche (Astrolabium catholicum <Vorderseite> 1624; Astrolabium catholicum <Rückseite> 1628; Particulares Astrolabium o.J.; Coeli Planisphaerium 1628), dass die Kupferplatten für die | |
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Stiche der mathematischen Instrumente bereits vorgelegen haben müssen, als Blaeu sich entschloss, der zweiten Ausgabe des ‘Primum Mobile’ des Metius Abbildungen der ‘Instrumenta Mathematica’ beizufügen. Und tatsächlich existiert noch heute eine von Blaeu vor 1633 besorgte Ausgabe der ‘Instrumenta Mathematica’, die von mir unlängst in der Bibliothek der Hansestadt Hamburg aufgefunden wurde. Sie ist als frühere Ausgabe an der Bezeichnung zu erkennen. Während die Falt-Kupferstiche in Metius (1633) ‘Blaeu[w]’ bezeichnet sind, trägt das Hamburger Exemplar noch die von Blaeu bis 1628 angewendete latinisierte Namensform ‘Caesius’. Im Gegensatz zu den dem ‘Primum Mobile (1633)’ als Abbildung beigegebenen Faltkupferstichen ist die in Hamburg aufgefundene Ausgabe der ‘Instrumenta Mathematica’ als Instrument hergerichtet in der Form, dass die einzelnen auf Papier abgezogenen und ausserdem kolorierten Kupferstiche auf Holztafeln aufgeklebt sind, die wiederum zu einem buchähnlichen Pergamentband zusammengefasst sind. Die beweglichen Teile der Instrumente sind hierbei durch Unterlegung von Holz bzw. Pappe verstärkt oder ganz aus Metall verfertigt. Ausserdem lassen sie sich um eine im Mittelpunkt der Instrumente befindliche Achse, die durch eine Mutter abgeschlossen ist, drehen (s. Abb. II und III)Ga naar voetnoot1). Die ‘Instrumenta Mathematica’ lassen sich in der vorliegenden Form als Bestand der hamburgischen Bibliothek bis in das Jahr 1765 zurückverfolgen. Zu diesem Zeitpunkt nämlich liess der damalige Bibliothekar, Johann Christian Wolf, in sämtliche Bücher, die der Stadtbibliothek gehörten - so auch in die ‘Instrumenta Mathematica’ -, den Besitzvermerk ‘ex Bibliotheca | |
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Hamburgensi Ioannea’ einkleben zur Unterscheidung von seinen eigenen Büchern, die gleichfalls in der Stadtbibliothek aufbewahrt wurden und die den Besitzvermerk ‘ex Bibliotheca Wolfiana’ erhielten. Die Bezeichnung ‘Bibliotheca Ioannea’ für ‘Stadtbibliothek’ erklärt sich so, dass zwar die Bibliothek des Johanneums bereits 1649 zu einer öffentlichen Bibliothek erhoben war und von Einem Hochedlen Rath in der 1751 publizierten Ordnung den offiziellen Namen ‘Öffentliche Stadt-Bibliothek’ erhalten hatte, dass aber trotzdem für sie noch zu Wolfs Zeit der alte Name Anwendung fand. Da aber nun zu der Zeit, zu der die Markierung durch Wolf ausgeführt wurde, die von Blaeu gestochenen Instrumente schon ‘zu den Instrumenten der Alten’ (Joseph Harris, A Treatise of Navigation, London 1730, p. 179) zählten, also längst ausser Gebrauch gekommen waren, liegt die Vermutung nahe, dass die Instrumente bereits zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt für die Bibliothek der Gelehrtenschule des Johanneums erworben wurden, zu dem sie noch als Demonstrationsmaterial im astronomischen Unterricht praktische Verwendung finden konnten. Es ist durchaus denkbar, dass bereits Joachim Jungius (1587-1657) und Johann Adolph Tassius (1585-1654), - zwei Gelehrte von Weltruf, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht am Johanneum erteilten -, sich ihrer im Unterricht bedienten, wenn auch hierfür der Nachweis sich nicht erbringen lässt.
Ob die hier vorliegende Form der Instrumente tatsächlich die ursprüngliche ist, d.h. ob Blaeu selbst den Auftrag zur Herrichtung der Kupferstiche zu einem Instrumente erteilte - von einer Buchbinderwerkstatt des Hauses Blaeu ist uns nichts bekannt -, lässt sich nicht nachweisen. Die Tatsache aber, dass Blaeu stets an der Verfertigung astronomisch-nautischer Instrumente interessiert war, berechtigt zu dieser Annahme. Ebenfalls könnte die Kolorierung der Kupferstiche, die in der gleichen Weise und ebenso sorgfältig ausgeführt ist wie die der Kartenblätter Blaeus, darauf hinweisen, dass von vornherein eine besondere Herausstellung der Kupfertafeln beabsichtigt war. Die diffizile Ausführung der vorliegenden Instrumente lässt darauf schliessen, dass diese Instrumente als Demonstrationsmaterial für den Unterricht oder als Hilfsmittel für wissenschaftliche Arbeit gedacht waren und | |
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nicht etwa als Rüstzeug für den Seefahrer, der wetterfeste, aus Metall verfertigte Instrumente zu verwenden pflegte.
Vom Einbande her ist eine Determination dieser Ausgabe der ‘Instrumenta Mathematica’ nicht möglich. Der zur Verzierung des Pergamenteinbandes verwendete Prägestempel hat nichts Charakteristisches, das auf Blaeu deuten könnte; vielmehr war der angewendete Stempel im 17. Jahrhundert Gemeingut aller europäischen Buchbinder und fand in verschiedenen Ländern und in zahlreichen Variationen Anwendung. Der Umstand, dass wir in dem hier benutzten Stempel eine frühe Fassung vorliegen haben - die späteren Fassungen zeichnen sich durch eine verfeinerte Ausführung der Ornament ik aus -, lässt nur darauf schliessen, dass der Stempel zu Anfang des Jahrhunderts geschnitten wurde, wenngleich auch seine Verwendung noch zu Ende des Jahrhunderts denkbar ist.
Die Suche in Holland, Deutschland und Dänemark nach einem zweiten Exemplar der oben beschriebenen Ausgabe der ‘Instrumenta Mathematica’, dessen Vorhandensein eine Determination der vorliegenden Ausgabe wesentlich erleichtern würde, war ohne Erfolg. Selbst an den Stellen, an denen die ‘Instrumenta Mathematica’ zuerst zu vermuten waren, waren die angestellten Nachforschungen ergebnislos. Weder an der Wirkungsstätte Tycho Brahes - in Kopenhagen -, noch an den Orten, an denen die Reste der Bibliothek der Akademie zu Franeker, der Metius über 30 Jahre als Lehrer und Rektor angehörte, aufbewahrt werden, der Provinzial-Bibliothek von Friesland in Leeuwarden und der Bibliothek der Technischen Hochschule Delft, lassen sich die Instrumente nachweisen. | |
Es folgt die Beschreibung der ‘Instrumenta Mathematica’Ga naar voetnoot1):Die ‘Instrumenta Mathematica’ sind auf drei schweren Holztafeln befestigt, die in Buchform zusammengefügt sind. 1. Die Innenseite der linken Holztafel ist von einer hölzernen Leiste umrahmt. In diesen Rahmen ist die Rückseite des ‘Astrolabium catholicum’, bestehend aus Limbus und Volvelum, einge- | |
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bettet. Der äussere Limbus (vom Zentrum des Instrumentes aus betrachtet) ist in zwei mal zwölf Stunden geteilt, der innere in 360 Grade, beginnend im Westen durch den Süden nach Osten. Auf dem Volvelum (vom Rande zum Zentrum hin betrachtet) sind verzeichnet: Die ‘Declinationes singulorum punctorum Eclipticae’; Die zwölf Tierkreiszeichen; Calendarium Gregorianum; Die hauptsächlichsten festen Sterne; Die Declination der aufgezeichneten Sterne; Die zwölf Planet-Stunden; Quadratum geometricum nach Purbach. Der Limbus ist direkt auf die Holztafel geklebt, während das Volvelum auf eine Holzscheibe von der Grösse des Innenraums des Limbus geklebt ist; die Holztafel ist zur Aufnahme des Volvelum vertieft gearbeitet. Im Zentrum des Instrumentes ist ein drehbarer metallener Zeiger befestigt. Am Kopfe des Instrumentes in einer die Aufhängevorrichtung darstellenden Kartusche der folgende Text: Delineavit et excudit || Guiljelmus Ianßonius Caesius || Anno 1628 Der Einband: Pergament. Auf beiden Deckeln die gleiche Blindpressung: zwei Rahmen, der äussere in doppelter, der innere in einfacher Blindlinie, die Ecken der Rahmen durch Blindlinien | |
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verbunden und in den Ecken des inneren Rahmens je eine nach innen gerichtete Lilie. Im Mittelfelde ein ovales, mit Arabesken gefülltes, im 17. Jahrhundert häufig verwendetes Zierstück. Höhe des Einbandes 50 cm, Breite 40 cm.
Der Durchmesser der einzelnen, in gleicher Weise wie die Blaeuschen Kartenblätter kolorierten Instrumente beträgt 30 cm. Bibliothek der Hansestadt Hamburg. Signatur: DFa II 50 Es sei zum Schluss noch einmal betont, dass die Bedeutung der Entdeckung oben beschriebener Ausgabe der ‘Instrumenta Mathematica’ in der Eigentümlichkeit der Form, in der die Blaeuschen Stiche in Hamburg aufbewahrt werden, liegt. Die Blaeusche Arbeit an sich erhebt keinen Anspruch auf Originalität, denn das Blaeusche Astrolabium weistkeine Neuerung gegenüber den derzeit bekannten Instrumenten auf. Meine Entdeckung ist darum lediglich im Sinne einer Bereicherung der Blaeu-Bibliographie zu werten.
Hamburg. Werner Kayser. |
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