Horae Belgicae
(1968)–A.H. Hoffmann von Fallersleben– Auteursrechtelijk beschermd
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Hou daer, hou daer het meiken!(Pars VIII. Nr. 6.)
Nimm hin, nimm hin das Sträußchen,
Du süßes Liebchen mein!
Magst mir dein Händlein reichen!
Es muß geschieden sein.
Die Blümchen in dem Sträußchen,
Die werden bald verblüh'n -
Die Liebe wird nicht schwinden,
Bleibt stets im Herzen grün.
Laß welken und vergehen
Die lieben Blümelein!
Mein Herze soll dein Sträußchen,
Dein Blumengarten sein.
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Mochtic sijn den maneschijn!(Pars VIII. Nr. 7.)
Könnt' ich sein der Mondenschein,
Ach mein heiß Verlangen!
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Durch's verschloßne Fensterlein
Wär' ich dann gegangen,
Hätte dir zu guter Nacht
Einen süßen Gruß gebrucht.
Jetzo muß mein Lied allein
Durch die Fenster klingen,
Soll dir von der Liebe mein
Gute Botschatt bringen,
Daß ich dir, mein Mündlein roth,
Bin getreu bis in den Tod.
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Het loof valt van de bomen.(Pars VIII. Nr. 8.)
Das Laub fällt von den Bäumen,
Es schlafen die Blümelein,
Und nirgend hör' ich schallen
Der Vögel Melodei'n.
Was kann es mich doch kümmern,
Ob gelb die Läuber, ob grün?
Und ob die Vögelein singen,
Und ob die Blumen blühn?
Mein Liebchen ist mein Sommer,
Ist meine Zuversicht,
Und alle Läuber sprießen,
Seh' ich ihr Angesicht.
Mein Liebchen ist mein Sommer,
Mein Wunsch und süßer Lohn,
Und alle Vögel singen,
Hör' ich des Liebchens Ton.
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Mein Liebchen ist mein Sommer,
Der mich allein erfreut,
Und alle Rosen blühen,
Wenn sie mir Küsse beut.
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Den mei sal lustich groeijen.(Pars VIII. Nr. 9.)
Der Mai soll lustig grünen
Vor süßen Liebs Fensterlein,
Mein Herz soll wie Rosen blühen
Wol für die Liebste mein.
Den kühlen Wein will ich trinken
Zu Ehren nur ihr allein,
Will meines Liebs gedenken,
Wo ich nur irgend mag sein.
Ich will vor Freuden springen,
Vergessen Qual und Pein,
Denn heute kann ich singen:
Mein süßes Lieb ist mein!
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Goeden nacht! soet en sacht.(Pars VIII. Nr. 10.)
Gute Nacht! süß und sacht
Schlummre du! Ringsum Ruh:
Auch das Windchen ist so still,
Nirgend Getön und nirgend Geschrill.
Schlaf, mein Liebchen, schlaf!
Abendstern blinzelt von fern;
So wie er fröhlich daher
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Soll dir, Liebchen, mein Gruß auch sein:
Frohen Muth mag dir Gott verleih'n!
Schlaf, mein Liebchen, schlaf!
Holdes Lieb, süßes Lieb,
Liebchen mein, schlaf nun ein!
Wenn der Morgen dämmert gemach,
Singet die Nachtigall dich wach.
Schlaf, mein Liebchen, schlaf!
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De bloemekens aen der heiden.(Pars VIII. Nr. 12.)
Die Blümelein in dem Garten,
Die Läuber wol in dem Wald,
Worauf noch sollen sie warten?
O weh, der Winter ist kalt.
Das wußten die Vögelein kleine,
Sie flogen über die See,
Und ich sitz' hier alleine,
Thut meinem Herzen so weh.
Wer soll noch pflücken und winden
Die Rosen zu einem Kranz?
Wer soll noch unter der Linden
Beginnen den Abendtanz?
Ich wollt', ich könnte verträumen
Den argen Winter kalt,
Und schlafen mit all den Bäumen
Und Blumen in Wies' und Wald!
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Ic ghinc mi eens vermeiden.(Pars VIII. Nr. 13.)
Wol konnt' ich mich erlaben
Die lange Sommerzeit.
Was werd' ich jetzt noch haben?
Die Freud' ist wie begraben,
Nichts blieb mir als das Leid.
Du sollst dein Herz mir schenken,
Schön Lieb, mein Röslein roth!
Woll allzeit mein gedenken!
Nichts soll von dir mich lenken,
Es scheid' uns denn der Tod.
O Glücksrad hie auf Erden,
Was that ich dir zu Leid,
Daß ich vor viel Beschwerden
Doch nimmer froh kann werden
Und scheid' in Traurigkeit?
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Lief minneken, lief minneken!(Pars VIII. Nr. 16.)
Lieb Liebchen du, lieb Liebchen du,
Du machst mir großen Schmerz!
Warum liebäugelst du mir so,
Mein Schelmchen, so ins Herz?
Was soll ich davon denken?
Wie soll ich's reimen mir?
Lieb Liebchen du, lieb Liebchen du,
Sag an, was that ich dir?
Lieb Liebchen du, lieb Liebchen du,
Blitzäugelst du fortan,
Fürwahr, daß du ein Hexlein bist,
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Das muß ich glauben dann.
Und dennoch leid' ich gerne
Der Liebe Qual und Pein:
Hast du mich recht von Herzen lieb,
Magst du 'ne Hexe sein!
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Eilaes, hoe wee het doet.(Pars VIII. Nr. 20.)
Ach Gott, wie thut es wch,
Daß ich dich nicht mehr sch!
Du warst auf Erden mir die Liebste.
Dich find' ich nirgend mehr,
Dich sch' ich nimmermehr.
Nichts ist geblieben -
Leid ist mein Lieben.
Wo find' auf Erden ich
Noch Freuden ohne dich?
Ich werde keine wiederfinden.
Ein Leben so wie meins,
Das ist kein Leben, keins,
Seit dich, mein Leben,
Ich muß aufgeben.
Wo Liebessold kann sein
Ist Liebe keine Pein;
Ein Herz voll Liebeslust kann singen.
Ach, sing' ich allezeit,
Bleibt nur mein Lied ein Leid,
Nichts ist geblieben -
Leid ist mein Lieben.
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Ghi sijt mi ver, ic ben u nae.(Pars VIII. Nr. 21.)
Du bist mir fern, nah bin ich dir:
Wo ich auch bin, dort oder hier,
Den kürzesten Tag, die längste Nacht
Hab' ich an dich, mein Lieb, gedacht.
Ich schlaf', und wenn ich munter bin,
So fliegt zu dir mein Herze hin
Und bringt dir einen Gruß von mir,
Mein süßes Lieb, du schönste Zier!
Und wenn ich träume, kommt mir für,
Als ob ich steh' vor deiner Thür,
Dann ruf' ich dir durch's Fensterlein:
Behüt dich Gott, süß Liebchen mein!
Ach Gott, wie weh das Meiden thut!
Leb wohl! es wird noch werden gut:
Grott ist getreu, er giebt ein Heut,
Das unser beider Herz erfreut.
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Daer staet een bloemken in ghenen dat.(Pars XII. Nr. 8.)
Es steht ein Blümchen in jenem Thal,
Das Blümchen will ich dir schenken,
Und wenn ich ferne von dir muß sein,
Dann sollst du noch mein gedenken.
So oft als du das Blümchen siehst,
Wird's wie zum Reden getrieben:
Vergiß mein nicht! vergiß mein nicht!
Ich werde stets dich lieben.
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Die tortelduve horic claghen.(Pars XII. Nr. 12.)
Die Turteltaube hör' ich klagen,
Sie sitzt allein mit ihrer Qual,
Ich hör' sie in allen Nächten und Tagen,
Sie hat verloren ihren Gemahl.
Wie lange willst du doch noch säumen?
Wann ruhst du wieder am Herzen mein?
Mein Leben ist ein traurig Träumen,
Ich muß die Turteltaube sein.
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