Konrad Merz
aan
Menno ter Braak
4 december 1939
4.12.39.
Lieber Menno t. B.
Dank für Ihren Brief. Dass Leopold es nicht wagt überrascht mich nicht.
Wenn Sie so freundlich sein wollten, es an N & V zu empfehlen, oder an Becht oder Boucher, so wäre ich Ihnen sehr dankbar. Tun Sie nur was Ihnen das beste scheint. Es kann mir leider nicht nur darum gehen, dass es erscheint; ich muss auch versuchen durch einen Vertrag ein wenig aus meinen materiellen Not zu kommen. Querido scheint mir nicht der richtige zu sein, ich habe da immer die Nahuys gegen mich, und damit die Furie des Hauses.
Oprecht hat noch stets das Original, meldet sich aber nicht.
Vor den allgemeinen Fragen heute müsste einem der persöhnliche Drek ja ganz gleichgültig sein, doch gehört selbst zu dieser Gleichgültigkeit ein gewisses äusseres Fundament, das mir nicht gewährt ist.
Über die Putschsache von vor 3 Wochen bin ich zufälligerweise gut orientiert. Es war sehr gefährlich; das aber scheint dank Reinders nicht mehr möglich zu sein. Auf jeden Fall liegt die Frage in Holland schon Territorial günstiger als in Finnland und Belgien scheint bereits feste Zusagen gemacht zu haben. Aber gefährlich ist es noch immer. Falls etwas geschähe, müssen Sie sofort im Auto nach Belgien zu kommen versuchen und dann nach Frankreich. Die Verplichtung des Rettungsversuches haben Sie nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch Ihren Freunden. Man soll in schlimmen Zeiten immer mit dem schlimmeren rechnen, um das Besseren fähig zu sein.
Im übrigen weiss ich, das selbst deutsche Spione der Überzeugung sind, die Sache in Deutschland muss schiefgehen.
Mit herzlichem Gruss an Sie beide
und innigem Dank
Ihr Merz
Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum