Menno ter Braak
aan
Albert Vigoleis Thelen
Den Haag, 19 maart 1938
Haag, am 19 März 38
Lieber Thelen,
Ihr Artikel erscheint morgen, Diesmal musste ich sehr viel ändern und streichen, zu meinem Bedauern. Wahrscheinlich waren Sie, genau wie ich in diesen Tagen, sehr aufgeregt wegen der Sache Oesterreich, als Sie den Artikel schrieben. Ich verstehe das nur allzu gut, aber Sie werden auch verstehen, dass ich in der Terminologie Zeitungs [masst] anlegen muss, leider leider. (Darum konnte ich, abgesehen von meinem verpflichten Sonntagsartikel, selbst nicht ein Wort schreiben in der vergangenen Woche). Man fühlt sich angeekelt, beschmutzt, vereinsamt, hoffnungslos, Donquichote, verurteilt. Das apokalyptische Tier wird noch mehr wüten, bevor es erstickt. Es ist schwer in dieser Zeit zu leben; und wann wird die Zeit der grossen Rache kommen? Werden wir sie überhaupt erleben?
Rien war bei uns, und hat sehr energisch im Haag und kolonien gearbeitet für Ihren Kollegen, der nach Holland kommen soll. Hoffentlich wird es gelingen; eine tüchtige Rechtsanwaltin ist Rien auf jeden Fall.
Selbstverständlich sind Sie mit Ihrer Frau uns herzlich willkommen, wenn Sie hier gemeinsam mit mir arbeiten wollen! Ein Logierzimmer für 2 Personen ist vorhanden. Nur fürchte ich, dass die Angelegenheit Oesterreich auch die Emigrationverleger wie [xxxx] sehr ungünstig beein[flu]ssen wird; die Oesterreicher waren ja grosse Kunden. Aber auch ohne Uebersetzung würden wir Sie und Ihre Frau hier mit grosser Freude begrüssen!
herzliche Grüsse und gute Hoffnung malgré tout
Menno ter Braak
Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum