Onze Stam. Jaargang 1907
(1907)– [tijdschrift] Onze Stam– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdDie Urheirmat der Germanen.Am Schlusse seines Vortrags hat Professor Hoops noch einige allgemeine Betrachtungen über Menschenrassen angestellt, die ich in einer Besprechung nicht anders denn als ‘Nebelbilder’ bezeichnen konnte. In diesem nebelhaften Zustand aber - in einigen unklaren Köpfen mag es freilich immer noch so aussehen - befindet sich glücklicherweise die anthropologische Wissenschaft nicht mehr; wir haben heutzutage vom Ursprung und von der Verbreitung der RassenGa naar voetnoot(1) feste und sichere Vorstellungen. Die nordeuropäische Rasse (Homo europaeus) z.B., aus deren fruchtbarem Schosse nach einander alle indogermanischen Völker hervorgegangen sind, deren hervorragende geistige Eigenschaften die höchstentwickelten Sprachen und die weltbeherrschende Kultur geschaffen haben, hat ihr Verbreitungszentrum auf der skandinavischen Halbinsel, wo sie seit der Eisschmelze sesshaft war. Als ihre Stammrasse ist die gewöhnlich nach dem Fundort Cro-Magnon benannte (Homo Priscus) zu betrachten, die während des grössten Teils der älteren Steinzeit in der Mitte, hauptsächlich aber im Westen unsres Weltteils gelebt hat. Wenn sie nicht auf europäischem Boden erwachsen ist, so könnte sie nur aus nördlicheren, heute unbewohnbaren, unter ewigem Eis begrabenen oder von Meereswogen überfluteten Ländern eingewandert sein, denn in Asien oder Afrika hat es bis auf den heutigen Tag niemals eine so hochentwickelte Rasse gegeben. Die Behauptung des Hoops'schen Buches, der Mensch sei erst während | |
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der Eichenzeit nach Nordeuropa gekommen, ist hinfällig, weil mit unbestreitbaren Tatsachen im Widerspruch stehend. In den Museen von Kopenhagen und Lund liegen verschiedene aus Renntierstagen gearbeitete Aexte, die ich vor zwei Jahren mit eigenen Augen gesehen habe. Das Renntier aber ist in diese Gegenden eingewandert, als es dort überhaupt noch keine Bäume gab, in der sogenannten Dryas-Periode, die nach Dryas octopetala, einem Gletscherblümchen, benannt ist. Der von Sarauw bei Maglemose auf Fünen in den letzten Jahren aufgedeckte Wohnplatz mit vielen Tausenden von Steingeräten gehört ganz der Kiefernzeit an, als die Eiche noch nicht ihren Einzug im Norden gehalten hatte. Da ich mich mit allem Hergebrachten im Widerspruch befand, habe ich als gewissenhafter Mann selbstverständlich meine eigenen Ansichten in unablässiger Forscherarbeit zu prüfen und zu befestigen gesucht, und ich kann mit gutem Gewissen sagen, das letzte Jahrhundert, ebenso reich an emsigem Gelehrtenfleiss wie an überraschen Entdeckungen, hat nichts zutage gefördert, was mit meinen Lehren im Widerspruch stände oder mit ihnen unvereinbar wäre. Insbesondere habe ich für alle europäischen Gebiete, wo man, seit Asien nicht mehr in Frage kommt, die Urheimat der Indogermanen gesucht hat, für den Kaukasus, Südrussland, die Rokitnosümpfe, die untere Donau, Mitteldeutschland, die Rheinlande, die niederdeutsche Ebene Dänemark, die ostelbischen Länder, die Stammbaumprobe gemacht, überall vergebens. Wenn es aber einem Forscher gelingen sollte, einen Stammbaum aufzustellen, der besser als der meinigeGa naar voetnoot(1) allen bekannten Tat- | |
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sachen gerecht wird, dann, meine Herren, werde ich der erste sein, ihm in neidloser Bewunderung meinen Glückwunsch darzubringen und zu gestehen: Sie haben die langgesuchte Urheimat gefunden!
Heidelberg. Dr L. Wilser. |
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