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M. Nettlau
Nie wieder Diktatur
II
De grootste belemmering voor de bevrijding van de dictatuur vormt het socialisme zelve, dat in een levenskrachtige gedaante slechts een uitvloeisel kan zijn van de ervaring, en dus moet beginnen met een vrije activiteit op elk gebied, om eventueel - wij weten hierover niets - tot grooter eenheid in den vorm te komen. De dictatuur keert deze natuurlijke ontwikkeling op den kop, is dus een fout, die onder alle omstandigheden en door alle socialistische partijen moet worden vermeden.
De staatsgreep van Marx in de eerste Internationale. in 1872, werd door Bakoenin en de zijnen onmiddellijk beantwoord door het uitroepen van de economische solidariteit van alle arbeiders zonder onderscheid van richting.
In dezen zin zou een raam geschapen worden, binnen hetwelk men zou kunnen samenwerken tegen de dictatuur van een bepaalde richting, waarbij alle solidaire socialistische richtingen elkaar wederkeerig een overeenkomstig deel van het geheele maatschappelijke bezit zouden garandeeren, waarvan zij het vruchtgebruik zouden hebben, en dat ze ongehinderd en autonoom in eigen beheer zouden hebben. Hierover in een laatste artikel.
Plus de Dictature
Le socialisme comme grand phénomène social, qui serait doué d'unc vraie vitalité, ne pourra se réaliser qu'en partant d'une expérience très variée pour arriver peut-être à une unité plus grande, évolution que nous ne pouvons pas prévoir. Commencer par la dictature, c'est donc l'absurde érigé en système. Des anarchistes clairvoyants ont vu cela, comme Bakounine en 1872 qui au coup d'état de Marx dans l'Internationale opposa le Pacte d'amitié, de solidarité et de défense mutuelle de Saint Imier.
Il n'y a pour les socialistes que le choix entre la dictature, qui, si elle n'est pas la leur, implique pour eux la soumission abjecte à une dictature, ou de renoncer franchement à ces prétentions, d'entrer avec les socialistes de toutes les écoles et tous les hommes de bonne volonté dans un Pacte qui garantirait à chaque nuance une partie adéquate de la richessc sociale et la liberté d'action autonome et nonenvahissante. Ce Pacte sera plus amplement discuté dans dernier article.
No more Dictatorship
When will socialists begin to see that a social system that will live, can only be the outcome of manyfold unfettered experience, a natural evolution which dictatorship, a unique system forcibly imposed, strangles at the very beginning? They must choose between being such dictators, odious oppressors or slaves to dictators when they happen to disagree, and between the only other eventuality here proposed: an agreement between socialists, syndicalists, and anarchists of all shades and all other humanitarians and friends of fair play, guaranteering to each section of opinion, an adequate portion of the social wealth which belongs to all for free use under social modalities agreeable to it, and autonomous non invasive life of one section, aside of the other, in friendly coexistence. This will be further discussed in a concluding article.
Die Ausdehnung der von Einzelnen, in ihrem Kampf gegen die Diktatur der Vergangenheit errungenen Fortschritte auf allen geistigen und sozialen Gebieten auf die ganze Menschheit bildet die Aufgabe des Sozialismus, der also auf der Linie dieser Fortschritte vorwärtsschreitend mit allen Mächten der Vergangenheit gebrochen hat, und ihnen kampfbereit gegenübersteht; einige grössere Kämpfe und ein täglicher Kleinkrieg füllen bereits eine bisher hundertjährige Geschichte aus. Da es um die sehr materiellen Interessen der sozial bevorrechteten geht, so wird dieser Kampf zur unmittelbaren Machtfrage, und dies machte die feste Zusammenfassung der Anhänger der einzelnen sozialistischen Richtungen durch ihre geistigen Vorkämpfer zu der zunächst natürlichsten Folge; sie wurden Gläubige, Getreue, begeisterte Vertreter einer ihnen wertvollen Sache, die sie über alles stellten; die Partei wurde ihnen Religion und Vaterland, Haus und Heimat, und die Durchführung ihrer Ideen das Endziel eines heiligen Krieges, der mit ihrem ausschliesslichen Sieg, also unvermeidlich mit ihrer eigenen Diktatur enden sollte. So war es bisher bei den Religionen gewesen, und bei politischen sozialen und nationalen Kämpfen, stets unerbitterlicher Krieg der mit einer siegreichen neuen Diktatur oder gewaltsamer Aufrechterhaltung und Verstärkung der alten Diktatur endete.
Nun sind aber die Aufgaben des Sozialismus derart grosse, und die vorwärtsstrebenden Kräfte der Menschheit glücklicherweise derart mannigfaltige, dass es sinnlos war, zu erwarten, dass entweder nur ein Sozialismus entstehen würde, oder dass unter mehrfachen und vielfachen sozialistischen Richtungen grade eine bestimmte, - und welche - die einzigrichtige sein würde. Die einfachste ruhige Erwägung hätte gezeigt, dass der Sozialismus nur ein ungeheures Forschungsgebiet sein kann, innerhalb welches, wie in einer Wissenschaft, viele Sozialisten, jeder nach besten Kräften, auf s eine eigene Weise, wirken, aus der gegenseitigen
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Erfahrung lernen und allmählich zu mehr gesichterten Ergebnissen, wirklichen Erfahrungen, und fester begründeten Hypothesen gelangen. In diesem Sinne gingen auch wirklich die ersten Sozialisten vor, die ihre Utopien schrieben, jeder für sich, später ihre theoretischen Werke, die ihre Anregungen freiwilliger partieller Verwirklichungen gaben, von Plockboy und John Bellers im 17. Jahrhundert, zu Fourier's Phalanstères und Robeet Owen's sozialen Townships.
Diese Entwicklung zerstörte der verhängnisvolle Ersatz der Diktatur früherer Jahrhunderte, - statt sie endgültig zu zerstören und der Freiheit den Weg zu öffnen, - durch die verwirklichte oder intensiv angestrebte demokratische Diktatur gegen Ende des 18. Jahrhunderts; die französische Revolution und Napoleon I und alle englischen und kontinentalen demokratischen Bewegungen sind Ausdrucksformen dieser Tendenz, die noch heute, wenn man von den Anarchisten und wenigen andern freiheitlich denkenden absieht, die allgemein verbreitete ist.
Die sozialistischen Richtungen, seit Babeuf, wurdeu von ihren Anhängern im Sinn dieses jedes Parteileben regierenden Prinzips behandelt - jede war ein alleinrichtiger Glaubensartikel geworden. Andersdenkende waren Unwissende, die bekehrt werden mussten; oder wurden als hoffnungslos einsichtlos betrachtet und, wenn sie ihrerseits ihre Ideen vertraten, als Feinde, mit denen es nie zu einem Frieden kommen dürfe. Denn jedes Nachgeben war Verrat an der eigenen heiligen Sache.
So wurde das sozialistische Gebiet, statt sich an der reichen Fülle verschiedenartiger Initiative zu erfreueu, Schauplatz eines Kampfes Aller gegen Alle, und ist es noch heute. Es ist gänzlich ein Ringen um die Diktatur der eigenen Meinung geworden, und ein solcher beständig wütender innerer Kampf nimmt natürlich dem Sozialismus jede wirkliche Schlagkraft.
So fanden Volkserhebungen. wie die französischer Arbeiter in den Dreissigern des 19. Jahrhunderts (Paris und Lyon) und die tiefgehende englische Chartistenbewegung von sozialistischer Seite immer nur sehr teilweise Unterstützung und viel Kritik. In den Jahren 1848-1849 war der Sozialismus trotz so vieler einzelner Talente aktionsunfähig, und die verzweifelten Junikämpfe in Paris waren eine dem Volke von seinen Feinden aufgezwungene Schlacht, die die Sozialisten weder gewinnen, noch in ihr vermitteln, noch sie verhindern konnten. Es gab Ende der Sechziger dem zweiten Empire gegenüber eine äusserliche Einmütigkeit in seiner Bekämpfung, aber innerlich die furchtbarsten Rivalitäten von Blanquisten, Kollektivisten, Proudhonisten, und mit dem Republikanismus ralliierten Sozialisten. All diese Richtungen vereinigte wieder die Commune von 1871 zu einer äusserlichen Gemeinschaft, in der sich aber Majorität und Minorität immer schroffer gegenübestanden, bis der plötzliche gemeinsame Untergang in Mai wieder eine formelle Solidarität herstellte, der dann die endlosen Kämpfe innerhalb der Proskription folgten. Auch die grossen Strikes jener Jahre in Belgien, der Schweiz und Frankreich fassten Kräfte zeitweilig zusammen, die dann durch Differenzen über taktische Fragen und gegenseitige Kritik wieder zersplittert wurden. In allen Einzelheiten bekannt sind jetzt die Parteiungen innerhalb der Internationale, wo zum ersten Mal versucht wurde, eine bestimmte Theorie, die von Karl Marx, der Gesamtheit der Organisierten Arbeiter von oben herab, durch die dem Generalrat der Gesellschaft anvertrauten, rein verwaltenden Vollmachten und durch von dieser Seite her vorbereitete Majoritäten, obligatorisch aufzuzwingen (1871-72).
Letzteres führte zum ersten wohlüberlegten und wohlbegründeten Widerstand gegen diesen ersten direkten Vorstoss einer sozialistischen Diktatur, nämlich ein Vorgehen mit administrativen Machtmitteln, Ausschliessungen usw. von Sozialisten gegen Sozialisten, zu einem von Bakunin, James Guillaume, den Spaniern, Italienern, Belgiern und manchen Franzosen und Russen der Internationale geführten hartnäckigen Kampf. In diesem wurde von dem internationalen Kongress in Saint Imier (15-16 Sept. 1872) allen Arbeitergesellschaften der Erde ein ‘Pacte d'amitié, de solidarité et de défense mutuelle’ angeboten, beruhend auf der Solidarität aller im oekonomischen Kampf gegen das Kapital und der Autonomie Aller in Bezug auf ihre persönlichen sozialistischen Ideen und Taktik. Man fasste damals vollständig ins Auge, dass lokale Verhältnisse und die ganze Vergangenheit und Art und
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Weise eines Landes oder einer Gegend dieser verschiedene Auffassungsweisen des Sozialismus und seiner Taktik aufprägten und man wünschte nur, dass überall jede Richtung ungehindert zur Geltung gelange und nicht von einer, eine lokale Majorität besitzenden Richtung als Feind behandelt und unterdrückt werde. Dies war Bakunin's letztes Wort in der Streitfrage in der Internationale, dies wurde auf mehreren internationalen Kongressen in den Siebzigern proklamiert, an welchen auch einige Sozialdemokraten (Lassalleaner) teilnahmen, dies bekannten die italienische und spanische Internationale auf ihren Kongressen von 1872 und 1873 und auf dieser Grundlage reorganisierte man sich in Spanien nach 1888.
Inzwischen waren innerhalb des Anarchismus zwischen der älteren kollektivistischen und der neueren kommunistischen Richtung Differenzen entstanden; auch diese wurden in Spanien, Ende der Achtziger auf Grundlage der Gleichberechtigung beigelegt, indem jede Richtung das gleiche Recht besitzt, ihre Ideen zu verwirklichen, und man überdies mangels einer Verwirklichung einer derselben, gänzlich im Ungewissen ist, für welche derselben, (oder welche andere) die zukünftige Erfahrung sprechen wird. Dieser oekonomische Agnostizismus wie ich dies nennen möchte, war die Auffassung vieler damaligen Anarchisten - leider nicht aller,- und auch der damalige Aufruf von Malatesta, (Nizza, September 1889) das bedeutendste und wohlerwogenste anarchistische Dokument jener Jahre, trägt ihm vollständig Rechnung mit Worten wie diese, dass die zukünftigen, sozialen Einrichtungen ‘weder gleichförmig sein werden’, noch heute vorausgesehen und fetstgesetzt werden können und dass es ‘zum mindesten nicht angehet, dass wir uns spalten wegen reiner Hypothesen’. Dies von einem der geistigen Begründer (1876) und glühendsten Vertreter des kommunistischen Anarchismus.
Es war also seit 1872, seit unmittelbar nach der Proklamierung der geistigen Diktatur der Ideen von Marx und deren obligatorischer Akzeptierung durch alle Mitglieder der Internationale seit zehn Tagen nach dem Haager Kongress, der dies getan hatte, dieses Angebot von Friede, Gleichberechtung, Solidarität innerhalb des Sozialismus vor der sozialistischen Welt, aber es wurde von der autoritären Richtung gänzlich misachtet und ignoriert. So ist die Lage noch heute. Es ist seitdem in der Regel dahin gekommen, dass die sozialistischen und organisatorischen Richtungen, sich entweder ununterbrochen bekämpfen, in ununterbrochenem indianischem Kleinkrieg, oder dass sie sich gänzlich aus dem Gesicht verlieren, wie man z.B. Sozialdemokraten deutsch sprechender Länder finden kann, deren abgrundtiefe Unwissenheit über die freiheitlichen Richtungen des Sozialismus, wie man sich ausdrücken könnte, jeden Botokuden beschämen würde. Sie laufen mit prinzipiellen Scheuklappen herum und mögen es nicht übel nehmen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich in Spanien, als eine Herde Schafe einhergetrieben wurde, sagen hörte: ‘Da kommen socialistas (Sozialdemokraten)’: so sehr wird ihre progressive geistige Unmündigkeit bereits sprüchwörtlich.
Leider arbeiten nun immer stärkere Faktoren zusammen, diese absolute Intoleranz, Einseitigkeit, und den Willen zur Diktatur der sozialistischen Parteien und Organisationen zu verstärken. Denn Wählermillionen und viele hunderttausende Organisationsmitglieder stellen ein sehr materielles politisches Kapital vor, das nicht nur hunderten, sondern tausenden eine gesicherte und oft glänzende Existenz verbürgt, wie nur je den leitenden Personen irgend einer anderen Partei, einer Religion oder eines bürokratischen Organismus.
Der Sozialismus als menschenerlösende Idee und Tat ist dadurch gänzlich ausgeschaltet, und eine minimale Menge von Anregungen kleiner und kleinster Reformen verteilt sich über Jahre hinaus. Dem gegenüber hat natürlich der Kapitalismus immer freiere Hand; so stand der Sozialismus dem Weltkrieg gänzlich ohnmächtig gegenüber, und gewann auch nach Jahren des Krieges, auch nach allem, was nachher geschehen ist, noch nicht den Mut zu offener Sprache, da er durch die tausenderlei Vorurteile der Wählermillionen gebunden ist, und so treibt er dahin wie ein Wrack, äusserlich blühend, im Inneren gebrochen und hohl.
In Russland brach nach hundertjähriger revolutionärer Arbeit der verschiedensten Richtungen, unter den Wechselfällen eines fast dreijährigen schweren Krieges der Zarismus verhältnismässig mühelos zusammen,
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und nun war, nach Beiseiteschiebung der Bourgeoisie, die zuerst die Früchte des Zusammenbruchs allein geniessen wollte, eine gigantische Gelegenheit gegeben, in dieser Hälfte Europas und Hälfte Asiens, den sozialistischen Kräften freies Spiel zu lassen, die alle seit vielen Jahren mit den grössten Opfern den Sturz des Zarismus vorbereitet hatten, so dass niemand imstande ist, zu sagen, welche Richtung eine grössere Rolle spielte, - vermutlich gar keine, da viele andere
Umstände und deren einzigartiger zeitlicher Zusammenfall wohl am ausschlaggebendsten waren.
Trotzdem sehen wir im Jahre 1917 keine Spur von sozialistischer Solidarität, wir sehen nur die einen nach einer Diktatur durch eine parlamentarische Majorität streben, - und die anderen, die Bolschewisten, diese übertrumpfen, indem sie, nach dem Muster des Staatsstreiches von Louis Napoleon, vom 2 Dezember 1851, das Parlement vertrieben, und sich durch die direkte diktatorische Usurpation der Macht bemächtigten, die sie noch besitzen, wie auch Louis Napoleon sie neunzehn Jahre hindurch, bis 1870 besass. Diese Usurpation entfachte den Geist der Diktatur in anderen Ländern; fünf Jahre nach Lenin's Staatsstreich, im November 1922, marschierte Mussolini, der gleichfalls durch die Schule des autoritären Sozialismus ging, in Rom ein. Seitdem herrscht Pilsudski, ein alter autoritärer Sozialist, in Polen, anderswo herrschten und herrschen Politiker, und Generale, in Griechenland, Portugal, Cuba, Litauen, usw.
Der internationale Sozialismus ist im innern so selbst Diktatur-lüstern, dass es lange dauerte, bis er gegen die bolschewistische Usurpation protestierte; vom Syndikalismus und auch von nicht wenigen Anarchisten gilt das gleiche, namlich dass es lange dauerte bis sie sich besannen, und auch heute ist das wirklich sehr banale Argument, der Bolschewismus sei doch besser als gar nichts, nicht ganz verschwunden. Man klagt über die grenzenlos rohen und gewaltsamen Verfolgungen von andersdenkenden Sozialisten in Russland, aber man erhebt nicht den offenen Anspruch, auf gänzlich freie sozialistische Betätigung in Russland im Sinn der eigenen Richtung, und mit Nutzniessung adaequater Teile des allgemeinen sozialen Besitzes, also von Land, Rohstoffen, Arbeitswerkzeugen, Transportmitteln, und persönlicher Selbstverwaltungs- und Bewegungsfreiheit. Diesen, nach meiner Auffassung ganz elementaren Anspruch auf gleiche Möglichkeit sozialer Betätigung, wie die alleinherrschende Richtung, hütet der autoritäre Sozialismus sich zu erheben, entweder weil ihm etwas ausserhalb der Routine gelegenes bereits gänzlich fremd und unsympatisch ist, oder um keinen Praezedenzfall zu schaffen, da er selbst ja auch nur eine ungeteilte Herrschaft, also die Diktatur anstrebt. Ich scheine beinahe allein diesen Standpunkt seit Jahren zu vertreten, und kann nur noch auf etwas aus dem letzten Winter Gustav Landauer's in München bekannt gewordenes verweisen (1918-19), dass nämlich ein Plan desselben bestand, von dem damaligen Volksstaat Bayern, der eine sozialistische Regierung hatte, die noch auf die Unterstützung revolutionärer Kreise Wert zu legen schien, ein entsprechendes Terrain, und Arbeitsmittel für den anarchistischen ‘Sozialistenbund’ zu autonomer
Betätigung zu erhalten. Dies soll nicht prinzipiell verweigert worden sein, die Anführung sollte aber durch die sozialdemokratischen Machthaber in so knickerischer und hinterhältiger Weise vorgenommen werden, - sie mögen sich zum Vorbild genommen haben, wie 1848 die Pariser Arbeiter mit den ‘Nationalwerkstätten’ genarrt wurden - dass Landauer sah, mit was für Leuten er zu tun hatte und seinen Plan fallen liess.
Nach all den Erfahrungen seit 1917 müssten also Sozialisten, Syndikalisten, Anarchisten sich doch ganz klar darüber sein, dass nach irgend einem Zusammenbruch in irgend einem Lande, - wenn an der üblichen Handlungsweise nicht geändert wird - unfehlbar entweder sofort oder nach einem Kampf um die Vormacht, eine einzige Richtung (oder Koalition solcher Richturigen) ihre Diktatur durchsetzen, und die anderen Richtungen nach russisch-italienischem Muster entrechten, verfolgen und nach Möglichkeit vernichten würde. Heute war noch die Flucht vieler in kapitalistische Länder möglich, bei einer allgemeineren sozialen Bewegung würde auch das erschwert werden.
Dieser vernichtenden und niederdrückenden Aussicht gegenüber sehe ich keinen anderen Ausweg, als den für den unbefangenen
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Menschen selbstverständlichen, für Parteien mit ihrer Alleinherrschsucht aber unfassbaren, - den einer Verständigung aller nicht auf Diktatur, sondern auf autonome eigene Betätigung reflektierenden unter sich, um gegebenenfalls einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen jeder auf seine Weise leben würde. Dies gelingt, seit Dörfer und Städte bestehen, den Einwohnern überall, indem die verschiedenartigsten Leute ruhig nebeneinander leben: sollten Sozialisten allein so verblendet sein, nur als Diktatoren, herrschend, unterdrückend, unverträglich, leben zu wollen, und zu können?
Sie können tausend Einzeleinwände erheben und Schwierigkeiten konstruieren, nichts überwiegt aber die einfache Tatsache, dass die Diktatur die Entrechtung aller die nicht Diktatoren sind, bedeutet; braucht man da wirklich den Absolutismus, die Tyrannei. das durch Bonapartismus, Bolschewismus und Faschismus hinlänglich karakterisierte System Sozialisten gegenüber noch zu widerlegen? Also - entweder ein solches System - oder der Zusammenschluss zu einer Welt der gegenseitigen Duldung und autonomen, nicht- invasiven Betätigung Aller.
Wie letzteres geschehen könnte, soll nächstens besprochen werden.
ARCH. BRINKMAN & VAN DER VLUGT
TABAKSFABRIEK VAN NELLE - ROTTERDAM IN AANBOUW
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