G. Blanc:
Turin's ‘Turksib’
Turksib nennt sich die im Bau befindliche Turkestan-Sibirische Eisenbahn. Auf der Landkarte ist es ein gewundenes, neuaufgetragenes Streifchen zwischen Semipalatinsk und Frunse - in Wirklichkeit ein Stahlgeleise von fast 1.500 Kilometer. Fürs Bewusstsein der vielen Millionen ist es die grosse Idee der Versorgung und die Möglichkeit dadurch eine Saatfläche von Mittelasien mit billigem sibirischen Brot zu befreien, auf der wie weisses ‘lockeres Gold’ die Baumwolle wachsen wird. Dies ist ein mächtiger Faktor der ökonomisch-kulturellen Revolution im Osten der Sowjetunion.
‘Krieg dem jahrhundertealten Primitiv’ - das ist eine Ueberschrift aus dem Film ‘Turksib’, die seinen Inhalt bestimmt.
Der Film besteht aus 5 Teilen. In einfacher und leichtverständlicher Sprache ist dynamisch bewegtes organisiertes dokumentarisches Material gezeigt, das erregt und ansteckt.
Der Spielleiter Turin zeigt aufeinanderfolgend erst Baumwollfelder in weisser Blüte, was diese Felder der Industrie geben: Leinen, Kleider, Zwirn, dann von Dürre versengte und geborstene Erde, vor Hitze und Durst zitterndes Vieh, Menschen, die an ausgetrockneten Bewässerungsgräben (Aryki) untätig dastehen, leere Spulen in Textilfabriken.
Man wartet auf Wasser...
Die Sonne kennt hier ihrer Verschwendung keine Grenzen. Unter ihren Strahlen schmelzen die Schneedecken der Berge und bringen als Bäche, Ströme, Wasserfälle Leben in die Steppe. Wasser, Freude, Fruchtbarkeit. Menschen und Tiere stillen ihren Durst: stolz keimt aus getränkter Erde das Korn und nur der Baumwolle fehlt Feuchtigkeit, wieder sind die Aryki trocken - wieder die Menschen untätig, die Spulen leer.
Der Reichtum des Landes geht unter, verdirbt an der Unwegsamkeit und im ungleichen Kampf mit den Elementen.
Und wenn auf der Leinwand der Sandsturm - der Samum - eine mit Wolle beladene Karawane (Kamele, das einzige Transportmittel) einholt, alles auf seinem Wege wegfegt und unter dem lautlosen Sande der Wüste Mittelasiens begräbt, so wird die Notwendigkeit klar, dass man die Natur durch entschlossene Massnahmen bezwingen, dass man sie dem Willen und Gedanken des Menschen unterwerfen muss.
Aus diesem Grunde wirken die vom Spielleiter entfalteten Bilder des Eisenbahnbaus überzeugend und verständlich.
Widerspenstig und unwillig ist die unberührte Natur. An vielen Orten hat sie noch bis jetzt weder Pflug noch Spaten gefühlt. Mit Mühe gibt sie dem Eisen der Maschine nach. Mit grösster Ausdauer, unter Ueberwindung schwerster Hindernisse verbindet man Sibirien und Turkestan.
Man baut bei 40 Grad Frost, man bahnt Wege über gefrorene Flüsse und Seen, über Eisbörschungen und nähert sich Schritt um Schritt dem Süden.
Die Natur ist hartnäckig, der Mensch aber noch hartnäckiger.
Riesige Felsen, die den Weg versperren, fliegen in die Luft. Man zersprengt Felsen und mit ihnen die nach Jahrhunderten zählende Lebensart des zurückgebliebenen Ostens. Hunderte von Kilometern von Bahnschwellen und Eisenbahngeleisen sind durch den Wüstensand gelegt worden - der Bau schreitet fort und mit ihm komt die Kultur, das neue Leben und die neuen Begriffe. Dieselben Kosaken, die noch vor kurzem mit ihren Familien zusammen aus den Auls (Dörfer) gezogen kamen, um das niegesehene Schauspiel - die erste Lokomotive - zu bewundern, welche wilde Wettrennen mit dem stählernen Ungeheuer auf Kamelen, Pferden und Kühen veranstalteten, dieselben Kosaken lernen, eignen sich Arbeitsgewohnheiten an, werden Weichensteller, Traktoristen, Maschinisten, nehmen aktiven Anteil am Umbau des Landes.
Durch die Einheitlichkeit der künstlerischen Gestaltung werden dem Zuschauer des Films ‘Turksib’ die wirtschaftlichen und politischen Ideen des Sowjetstaates nahegebracht.
Der Film wurde in 8 Monate gedreht und montiert. Ueber die Schwierigkeiten bei den Aufnahmen erzählt der Spielleiter Tatsachen, die an die unglaublichste Phantastik grenzen: ‘Wir drehten in wasserlosen Wüste, wo die Hitze am Tage bis zu 60 Grad anstieg und uns durch